Wir gedenken vergangener Tage –
auch in Urdenbach
2014 jährt er sich zum hundertsten Mal – der Beginn der sogenannten Urkatastrophe in Europa – der Erste Weltkrieg. In der Rückschau hat der 1914 bis 1918 ausgetragene Krieg, in dem rund siebzehn (!) Millionen Menschen ihr Leben lassen mussten, nicht nur die Weltkarte verändert und unsere Kulturgeschichte geprägt. Dieser Krieg hat auch Spuren in unserem Dorf hinterlassen: ein Stein gewordenes Monument. (Bildhauer Siegfried Meinardus, 1874-1933; Material: Tuffstein, Restauration: C. Winterhelt GmbH &Co.)
Sie alle kennen ihn – etwas abseits der Straße auf einem kleinen Stück Grün, das Wort „Park“ wäre hier nicht passend – steht ein großer Stein, der bei näherer Betrachtung wie ein Grabstein aussieht oder auch ein Sarkophag sein könnte. Erhaben auf einem treppenähnlich mit drei Stufen angeordneten Sockel. Und – ist es Ihnen aufgefallen? Oben drauf steht ein Kreuz. – für viele Christen heute auch Zeichen der Hoffnung und Auferstehung, hier aber sichtbares Symbol dafür, dass dies ein Denk- und Mahnmal für die viel zu jungen Gefallenen im Krieg ist. Das Kriegerdenkmal erinnerte ursprünglich, so erfahren wir beim Kulturamt der Stadt Düsseldorf, an 102 Gefallene aus der Region im Ersten Weltkrieg mit der Inschrift „Unseren im Weltkrieg gefallenen Söhnen 19-14 bis 1918“ . Nach dem zweiten Wetkrieg wurde diese ersetzt durch die heutige ersetzt. „Den Gefallenen der Weltkriege 1914-1918 und 1939-1945“.
Evangelische Kirche im Ersten Weltkrieg: Gott – Nation – Krieg?
Wie stand es um die oft eher konservativen Kirchenvertreter damals? Aufklärung und französische Revolution hatten ihre Autorität in Frage gestellt. So war die Versuchung groß, wieder mehr Einfluss zu erlangen, indem man sich von der Politik und der moralischen Überbewertung der eigenen Nation vereinnahmen lies. Der Kampf des Soldaten für das Land wurde zur „Pflicht gegenüber Gott“ und damit zu einem „heiligen Akt“ gesegnet. Nicht nur in Deutschland, auch in den anderen europäischen Ländern, wurden Gottesdienst und Seelsorge Aufgaben zur Stärkung der Kriegsführung. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges waren die Kirchen voll. Doch man hörte keine Friedensappelle, sondern leider eher Aufrufe, den Krieg zu unterstützen, auch mit dem Opfer des eigenen Lebens „für Gott und Vaterland“.
„Nun danket alle Gott“ sang man am Tag der Mobilmachung in vielen Kirchen – auch unsere Dorfkirche – als zweitälteste Kirche Düsseldorfs – war zu dieser Zeit ein Ort der Gebete. (Grundsteinlegung 1688, der erste Gottesdienst wurde am 6. Mai 1693 gehalten, siehe: Ev. Kirche Urdenbach)
Postbote Otto Voss aus Urdenbach – sechsfacher Vater und einer von vielen…
Opfer dieses „religiösen Kriegsfurors“ war auch Otto Voss (geboren. 1876). Er kam 1911 aus Solingen-Wald nach Urdenbach (Postadresse vorhandener Briefe: Am Alten Rhein 7) und wurde im Mai 1915 als Soldat einberufen. Von Beruf war er zuerst Postbote, von 1913 bis 1926 dann Straßenarbeiter und Vermessungshelfer in Benrath. Als Soldat hatte er zuvor keine Ausbildung gemacht (im Wehrpass steht „unausgebildeter Landsturm“).
Der sechsfache Vater war als Pionier in unterschiedlichen Einheiten. Er nahm u.a. von Juli bis November 1916 an der Schlacht an der Somme teil und wurde hier bei einem Gasangriff verletzt. Im letzten Kriegsjahr machte er eine Ausbildung zum Krankenwärter. Erst am 10. Januar 1919 durfte er nach Hause. Otto Voss erlebte auch noch die Schrecken des Zweiten Weltkriegs und starb kurz vor Kriegsende am 9. März 1945.
Weitere Informationen zur Stadtgeschichte und zu Urdenbach unter: www.duesseldorf.de/stadtarchiv/:
u.a. Protokollbuch des Urdenbacher Kriegervereins sowie Zeitungsmeldungen im Stadtarchiv Düsseldorf; zudem kann die Ernährungslage im Dorf (etwa Kartoffelernten) gut dokumentiert werden.
Herzlichen Dank an den Leiter des Stadtarchivs Düsseldorf Dr. Benedikt Mauer für seine Unterstützung.
Dr. Susanne Braun-Bau / November 2014